KMail mit GnuPG
Inhaltsverzeichnis
Voraussetzungen
Ich gehe hier von einer Standard Linux Desktop Installation aus, bei der KDE als Benutzeroberfläche installiert wurde. In Abweichung zur überschrift, kommt der KDE-PIM Kontact zum Einsatz, was aber kaum eine Rolle spielt, da dies eigentlich nur ein Container für andere Programme ist. Das E-Mail-Programm in Kontact ist KMail, weshalb die Beschreibungen grundsätzlich identisch sind. Man kann KMail natürlich auch als Einzelprogramm nutzen, jedoch bietet Kontakt mehr Komfort und fasst eigentlich alles zusammen, was man für die Kommunikation braucht. Kontakt wird bei einigen Distributionen standardmäß mit installiert, wenn man KDE als Desktop auswählt, bei anderen muss man es separat mit der Paketverwaltung installieren. Das Paket trägt den Namen kdepim.
Alle andere benötigte Software ist bereits "an Bord". Weitere Pakete müssen also nicht installiert werden.
Achtung!
Sollten Sie bisher noch keinerlei Erfahrung mit Verschlüsselung und digitaler Signatur haben, sollten Sie sich unbedingt die Grundlagen zu dieser Thematik auf unserer Website durchlesen, bevor Sie hier weiter machen.
Einrichtung der Schlüsselverwaltung
Auch hier gehen wir wieder so vor, dass wir die Schlüsselverwaltung für KDE verwenden. Ihr Name ist KGpg und findet sich bei Debian im Hauptmenü unter Dienstprogramme und dort unter PIM. Der Weg über KGpg hat den Vorteil, dass Sie Ihre Schlüssel auch in anderen Programmen als KMail nutzen können z. B. zum digitalen Signieren und zum Ver- bzw. Entschlüsseln von Dateien. KMail beinhaltet zwar auch eine eigene Schlüsselverwaltung, die übernimmt aber alle Daten aus KGpg.
Beim ersten Start präsentiert sich KGpg mit einem Assistenten, der Sie durch die initiale Konfiguration bishin zur Erstellung Ihrer Schlüssel führt. Die auf dem Dialog zu lesende Information sagt eigentlich Alles aus. Klicken Sie auf die Schaltfläche Weiter.
Im folgenden Dialog werden Sie gefragt, wo die Konfigurationsdateien für KGpg gespeichert werden sollen. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, beginnt der Name der eigentlichen Konfigurationsdatei mit einem Punkt. Das bedeutet, dass eine solche Datei in der normalen Ansicht des Dateimanagers nicht sichtbar sein wird. Sollten Sie dennoch diese Konfigurationsdatei einmal direkt aufrufen wollen, was eher unwahrscheinlich ist, müssen Sie im Dateimanager unter Ansicht Versteckte Dateien anzeigen aktivieren. Lassen Sie die Angabe für den Speicherort wie sie ist und klicken Sie auf die Schaltfläche Weiter.
In diesem Dialog können Sie einen elektronischen Reißwolf installieren. Bei allen Betriebssystemen werden Dateien nicht wirklich gelöscht, sondern ihr Speicherplatz wird zum erneuten Schreiben wieder frei gegeben. Die eigentlichen Daten sind also noch auf der Festplatte vorhanden und können mit geeigneten Werkzeugen weiterhin ausgelesen werden. Allerdings bietet der Reißwolf, wie auf dem Dialog schon zu lesen ist, keine absolute Sicherheit, dass nicht doch noch Daten lesbar sind. Verfahren Sie mit diesem Feature, wie Sie wollen, und klicken Sie auf die Schaltfläche Weiter.
Die Voreinstellung bei diesem Dialog ist, dass KGpg beim Anmelden an das System automatisch gestartet wird. Das sollten Sie so lassen. Sie werden später KGpg als kleines gelbes Schloss im rechten Teil Ihrer Kontroll-Leiste wieder finden. Klicken Sie auf die Schaltfläche Abschließen.
Jetzt startet die eigentliche Schlüsselverwaltung mit einem Dialog im Vordergrund, der Ihnen die Eingabe der zur Schlüsselerzeugung notwendigen Daten ermöglicht. Der Vollständige Name kann frei gewählt werden. Die E-Mail-Adresse sollte der E-Mail-Adresse entsprechen, der die zu erzeugenden Schlüssel zugeornet werden sollen. Das Feld Kommentar kann auch frei bleiben. Es besteht noch die Möglichkeit, dem (öffentlichen) Schlüssel ein Ablaufdatum zu verpassen. Nach dem hier eventuell eingestellten Datum sehen Ihre Kommunikationspartner dann, dass die Gütigkeitsdauer des Schlüssels abgelaufen ist. Die Einstellung eines solchen Ablaufdatums hat den Vorteil, dass häufig gebrauchte Schlüssel automatisch ungütig werden. Dies erspart Ihnen beim Wechsel der Schlüssel, dass Sie diese widerrufen müssen, um sie ungültig zu machen. Sie müssen sich aber dann auch ein neues Schlüsselpaar erzeugen und Ihren neuen öffentlichen Schlüssel Ihren Kommunikationspartnern zur Verfügung stellen, damit diese Ihnen weiterhin verschlüsselte Mails zuschicken und auch die von Ihnen erhaltenen signierten Mails verifizieren können. Das nächste Feld zeigt Ihnen die Schlüssellänge an. Je länger der Schlüssel, desto sicherer ist die Verschlüsselung. Zu lange Schlüssel haben aber auch den Nachteil, dass der Rechenaufwand für die Verschlüsselung stark ansteigt. Außerdem macht sich die Länge natürlich auch im Zeitaufwand für die Schlüsselerzeugung stark bemerkbar. Bei Verschlüsselungs-Typ lassen Sie die Vorgabe stehen, die anderen Möglichkeiten können nur zum Signieren von Mails, nicht aber zu deren Verschlüsselung verwendet werden. Wenn Sie alles eingestellt haben, überprüfen Sie nochmals Ihre Angaben und klicken dann auf OK.
Zu guter Letzt werden Sie noch aufgefordert, ein Passwort (zwei mal) einzugeben, um Ihren privaten Schlüssel zu schützen. Gehen Sie hier besonders sorgfältig vor und verwenden Sie auf jeden Fall ein genügend langes und sicheres Passwort. Da die mit Ihrem privaten Schlüssel erzeugten digitalen Signaturen auch Ihre Identität bezeugen, muss ein starkes Passwort gewählt werden. Schwache Passwörter beinhalten die Gefahr, dass unbefugte Personen an Ihren privaten Schlüssel kommen und damit Ihre Identität annehmen können. Die Güte Ihres Passworts wird Ihnen entsprechend angezeigt. Das dafür vorgesehene Feld sollte vollständig gefüllt sein.
Nachdem Sie den vorherigen Dialog mit OK bestätigt haben, wird Ihr Schlüsselpaar erstellt. Dies kann je nach eingestellter Länge eine Weile dauern. üben Sie sich in Geduld und gehen Sie Kaffee trinken.
Nachdem Ihr Schlüsselpaar fertig ist, werden Ihnen die dazugehörigen Daten angezeigt, darunter die Schlüsselkennung und der digitale Fingerabdruck des öffentlichen Schlüssels. Außerdem können Sie jetzt ein Sperrzertifikat erstellen, das Sie benötigen falls Sie Ihren Schlüssel einmal widerrufen wollen. Ein solches Sperrzertifikat kann zwar auch später noch erstellt werden, jedoch nicht mehr, falls Ihr Schlüssel aus irgendwelchen Gründen einmal nicht mehr lesbar sein sollte. Aktivieren Sie diese Option und speichern Sie das Sperrzertifikat an einem sicheren Ort ab. Damit sind Sie mit der Schlüsselerzeugung fertig
und sehen jetzt in der Schlüsselverwaltung KGpg Ihr neu erzeugtes Schlüsselpaar.
Damit Andere von Ihrer neu erworbenen Fähigkeit, verschlüsselte E-Mails einstweilen erst mal empfangen und E-Mails digital signieren zu können, auch erfahren, müssen Sie diesen Ihren öffentlichen Schlüssel auch bekannt geben. Dies kann über die unterschiedlichsten Wege erfolgen. Zum Einen können Sie Ihren öffentlichen Schlüssel in eine normale ASCII-Datei exportieren, die Sie dann an Ihre E-Mails anhängen und an Kommunikationspartner verschicken, mit denen Sie verschlüsselte und digital signierte Nachrichten austauschen wollen (Ja, offensichtlich fehlt da noch was: Sie brauchen natürlich auch deren öffentliche Schlüssel. Doch dazu später mehr).
Wählen Sie dazu aus dem Hauptmenü Schlüssel und dort öffentliche Schlüssel exportieren.
In diesem Dialog sehen Sie außer der Möglichkeit, den öffentlichen Schlüssel als ASCII-Datei zu exportieren, auch noch die, ihn auf einen öffentlichen Schlüsselserver hochzuladen, von dem ihn dann Andere, nachdem sie ihn dort durch eine Suche mit Ihrer E-Mail-Adresse gefunden haben, herunterladen können. In KGpg ist bereits ein Standard-Schlüsselserver eingetragen. Wie der heißt, finden Sie im Menüpunkt Einstellungen und dort in KGpg einrichten. Eine weitere Möglichkeit, Ihren öffentlichen Schlüssel zu exportieren, finden Sie unter dem Menüpunkt Datei und dort Schlüsselserver
.Neben einem Register Exportieren, in dem der in den Einstellungen festgelegte Schlüsselserver eingetragen ist, sehen Sie auch ein Register Importieren, über das Sie mittels Ihnen bekannten E-Mail-Adressen nach öffentlichen Schlüsseln suchen können, um diese dann in Ihren Schlüsselbund zu importieren.
Wenn Sie dann einmal läger mit Ihrer Schlüsselverwaltung gearbeitet haben, wird Ihr Schlüsselbund etwa so aussehen wie hier. öffentliche Schlüssel anderer Personen werden Ihre Schlüsselverwaltung füllen. Dabei ist es wichtig, die Vertrauensstellung zu den einzelnen öffentlichen Schlüsseln festzulegen. Das erreichen Sie, indem Sie mittels Doppelklick einen der entsprechenden Schlüssel öffnen und dort dann die Einstellung vornehmen. Gehen Sie hierbei sehr sorgfältig vor und vertrauen Sie nicht gleich jedem Schlüssel, der Ihnen über den Weg läuft. Prüfen Sie die Identität der Schlüsselinhaber, bevor Sie dem betreffenden Schlüssel auch vertrauen.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei GnuPG ist das Signieren öffentlicher Schlüssel anderer Personen. Dazu klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den zu untervschreibenden Schlüssel und wählen im Kontextmenü Schlüssel signieren. Hierbei ist aber besondere Sorgfalt angesagt. Signieren Sie nur öffentliche Schlüssel anderer Personen, die Ihnen persönlich bekannt sind, und bei denen Sie sicher sind, dass die angegebene E-Mail-Adresse wirklich dieser Person zuzuordnen ist. Hintergrund ist folgender. Da im Internet und schon gar nicht bei E-Mail immer klar ist, welche Person hinter welcher E-Mail-Adresse steckt, erhält man durch die überprüfung von Signaturen öffentlicher Schlüssel Informationen über eine solche Zuordnung. Findet man eine Signatur von Jemandem, den man kennt, dann kann man davon ausgehen, die besondere Sorgfalt dieser Person vorausgesetzt, dass diese Person diesen öffentlichen Schlüssel nur deshalb unterschrieben hat, weil diese sich sicher ist, dass die Zuordnung dieser Person zu der betreffenden E-Mail-Adresse auch stimmt. Mann kann deshalb dieser E-Mail-Adresse folglich auch vertrauen. Auf diese Weise kann ein so genanntes Web of Trust, also ein Netz des Vertauens aufgebaut werden.
Hiermit haben wir unsere Schlüsselverwaltung eingerichtet. Jetzt ist es an der Zeit, KMail auch beizubringen, wie es mit unseren Schlüsseln umzugehen hat.
Einrichtung von KMail
Starten Sie dazu KMail bzw. Kontact. In letzterem Fall wählen Sie in der linken Leiste E-Mail aus. Im Hauptmenü wählen Sie Einstellungen und dort KMail einrichten. Hierbei wird natürlich vorausgesetzt, dass Sie KMail bereits für Ihre E-Mail-Adresse eingerichtet haben.
Sie landen im Dialog für die Einrichtung von KMail. Im Abschnitt Identitäten klicken Sie auf die Schaltfläche ändern.
Im nachfolgenden Dialog wählen Sie das Register Kryptographie aus und klicken bei OpenPGP-Signaturschlüssel auf die Schaltfläche ändern und wählen aus der jetzt erscheinenden Liste den Schlüssel aus, den Sie zum Signieren Ihrer Mails verwenden wollen. Das Gleiche machen Sie bei OpenPGP-Schlüssel zum Verschlüsseln und bestätigen Sie den Dialog mit OK.
Praxis
Nun ist Ihr E-Mail-Client eingerichtet für das Versenden und Empfangen verschlüsselter und digital signierter Mails. Um eine Mail zu signieren, klicken Sie im Fenster, in dem Sie Ihre Mail erstellen, auf die Schaltfläche mit dem Federhalter. Um eine zu verschlüsseln klicken Sie auf die mit dem Schloss. Nachdem Sie auf die Schaltfläche für das Versenden geklickt haben, wird bei signierten Mails das Passwort abgefragt, das Ihren privaten Schlüssel schützt, beim Verschlüsseln wird Ihnen eine Auswahl von öffentlichen Schlüsseln des oder der Mail-Empfänger angeboten. Damit Sie das Passwort für Ihren privaten Schlüssel bei jeder Mail nicht immer wieder von Neuem eingeben müssen, besteht die Möglichkeit, KMail bzw. den Gnu Privacy Guard, so einzustellen, dass er sich dieses Passwort eine festlegbare Zeitspanne merkt. Gehen Sie dazu im Hauptmenü auf Einstellungen, dort auf KMail einrichten und klicken Sie links auf Sicherheit. Jetzt wählen Sie das Register Krypto-Module aus und dort OpenPGP (gpg). Dann klicken Sie auf die Schaltfläche Einrichten. Im jetzt erscheinenden Dialog wählen Sie links GPG Agent aus. Tragen Sie unter lasse PINs im Cache nach N Sekunden verfallen die Zeit in Sekunden ein, für die sich GPG das Passwort Ihres privaten Schlüssels merken soll, und schließen Sie die geöffneten Dialoge durch Klicken auf die jeweiligen OK-Schaltflächen.
Viel Spaß dabei.